Freimaurer in der DDR

Könnte es sein, dass es Freimaurer in der DDR gegeben hatte? Denkbar war das. Theoretisch. Jedoch erbrachte eine erste vorläufige Anfrage bei einschlägig informierten Stellen eigentlich nur Absagen. Seltsam! Am Ende der Dreharbeiten gab es für alle Beteiligten nicht nur eine große Überraschung.

Client: ZDF-info, Spiegel TV
Date: 2017
Services: Recherche, Buch, Regie

Was es alles nicht gegeben haben soll

Zu Beginn der Arbeiten an dem mit Spiegel TV für ZDF-info produzierten Dokumentarfilm stand eine hypothetische Frage: Könnte es sein, dass es Freimaurer in der DDR gegeben hatte? Denkbar war das. Theoretisch. Jedoch erbrachte eine erste vorläufige Anfrage bei einschlägig informierten Stellen eigentlich nur Absagen. Seltsam! Hieß es nicht, dass Freimaurer seit ihrer Gründung im Verborgenen wirken? Sollte das nicht auch in der DDR möglich gewesen sein? Zumal bekannt und erforscht war, dass die deutschen Freimaurer nach einer Ära des gesellschaftlichen Höhepunkts in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts rechtzeitig vor Anbruch des nationalsozialistischen Regimes in den Untergrund gegangen waren. Zumindest diese Freimaurer waren ja bei Kriegsende 1945 und höchstwahrscheinlich auch nicht bei Gründung der DDR 1949 einfach vom Erdboden verschluckt. Ich wurde anfangs den Eindruck nicht los, dass gegen meine Recherche gemauert wurde. Freimaurerische Archive und Historiker sowie heute aktive Freimaurer verhielten sich – gelinde gesagt – nicht gerade kooperativ bei der Suche nach der Antwort auf die Frage: Gab es Freimaurer in der DDR? Es muss sie gegeben haben. Aber wie spürt man verborgene Phänomene einer längst vergangenen Epoche auf? Vor allem, wenn das Wirken im Verborgenen elementar für das Phänomen ist? Wie schafft man Zugänge zu denen, die Schweigen zum Grundprinzip erhoben haben? Freimaurer sind nicht für ihre Redseligkeit bekannt. Und – was Freimaurerei in der DDR angeht – Freimaurer sind etwas, das es nicht gegeben haben soll.

Rechercheintensive Dokumentarfilme haben einen eigenen Reiz für mich. Als Autor und Regisseur kann ich das Publikum miterleben lassen, wie sich die einzelnen Teilergebnisse einer Antwort während der Suche zu einem Bild zusammensetzen. Man geht einen Weg gemeinsam. Von der Fragestellung zur Lösung.

Am Ende der Recherche und erst recht am Ende der Dreharbeiten für den Film „Freimaurer in der DDR” sollte ich nicht nur eine Antwort auf diese Eingangsfrage gefunden haben: Die im Film herausgearbeiteten Antworten waren für viele eine echte Überraschung. Es gab plötzlich Antworten, die in 70 Jahren Aufarbeitung durch die freimaurerischen Archive und deren Sachwalter möglicherweise nicht entdeckt, zumindest aber nicht publiziert worden waren.

Und was am Anfang der Recherchearbeit gegen das Projekt stand, dass unterschiedliche Interessen innerhalb der heutigen Freimaurer-Vereinigungen Antworten zu verhindern schienen, wandelte sich im Laufe der Vorbereitungen und Dreharbeiten zu einem Vorteil. Wichtige und einflussreiche Menschen sprachen mit mir. Vor der Kamera oder auch nur off the records. Die möglicherweise entscheidendste Erkenntnis des Films über die organisatorische Struktur der Freimaurer in der DDR und die Zuordnung von Personen und Orten gelang mir durch das Nächstliegende. Ich tat, was Jahrzehnte offenbar niemand getan hatte: Ich schlug ein Telefonbuch auf, suchte nach dem Eintrag eines Namens, den alle mit dem Thema Befassten kannten, und wählte die Nummer …