Kulinarische Projekte

Nach Entwicklung und Herstellung der Serie „Wein.Gut” für den ZDF-dokukanal in den Jahren 2006 bis 2009 sind zahlreiche kulinarische Projekte entstanden, von denen zwei hier erwähnt werden sollen.

01. Case Study: Escoffier auf Rheinhessisch

Dieses Projekt entstand 2016 im Kontext der Feierlichkeiten zu „200 Jahre Rheinhessen”. Gemeinsam mit dem Weingut Keller aus Flörsheim-Dalsheim entwickelten wir ein kulinarisches Projekt, mit dem wir Geschichte „zum Nachschmecken” erfahrbar machen konnten. Bei Rheinhessen handelt es sich nicht nur um eine vor mehr als 200 Jahren dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagene politische Einheit, sondern um das größte deutsche Weinanbaugebiet, dessen historische Anfänge bis in die Römerzeit reichen.

Unser Projekt „Escoffier auf Rheinhessisch” konnte und wollte nicht mit Siebenmeilenstiefeln durch die Geschichte eilen. Wir begnügten uns mit einer überschaubaren Spanne von gut 100 Jahren. Allerdings gut 100 Jahre, die es in sich hatten. Ausgehend von der These, dass Weine aus den heute rheinhessischen Lagen immer schon zu den besten der Welt gehörten, begann ich mit der Recherche und durchforstete Weinkarten aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende: mondäne Nobelhotels, luxuriöse Ozeandampfer, die festlichen Bankette an Fürsten- und Königshöfen, Weltausstellungen, Handelshäuser, ja sogar eine Weinkarte aus der Ersten Klasse der „Titanic” brachte mich auf eine vielversprechende Spur. Wenn wir wissen, in welchen außergewöhnlichen Restaurants rheinhessische Weine ausgeschenkt wurden, dann finden wir sicher auch die damals üblichen Speisefolgen. Das war die Lösung: Schließlich erlebte die gastronomische Welt in der Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert eine gastronomische Revolution – ausgelöst vom König der Köche und Koch der Könige Auguste Escoffier.

Klaus Peter Keller war sofort klar: Auch seine Familie und er wollte mit dem Ereignis Beitrag zu einer gastronomischen Revolution im Rheinhessen des 21. Jahrhunderts leisten. Denn unser Projekt sollte nicht als mediales Produkt, nicht als kluger Aufsatz in einer Zeitschrift oder auf einer Webseite, nicht als hübsch anzusehender Film enden. Diese Dinge sollte es auch geben. Aber: Unsere Recherche sollte schmeckbar, sollte erlebbar gemacht werden. Vom theoretischen Rechercheprojekt über eine mediale Aufarbeitung der Erkenntnisse zum realen Erlebnis für reale Menschen.

Mit Nora und Sebastian von Kaupers Kapellenhof, Philipp Stein und Bea Kiefer war sorgfältig ein Expertenteam zusammengestellt, die den Gästen des Weinguts Keller an zwei Abenden eine vom Geiste Auguste Escoffiers geprägte moderne rheinhessische Küche servierten. Unnötig zu erwähnen, dass die den Abend begleitenden, oft gereiften Weine so manchem Gast die Rührungstränen in die Augen trieben.