Recherche

Es beginnt eigentlich immer mit einem leeren Blatt. Immer!

Als Filmemacher sind mir die Herausforderungen, durch Recherche und Selberdenken komplexe Zusammenhänge herauszuarbeiten und zu erlebbaren Ereignissen aufzubereiten, eine wahre Freude.

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Services: Den Dingen auf den Grund gehen

ZUERST STAUNEN, DANN DEN DINGEN AUF DEN GRUND GEHEN

Fangen wir an!

Recherche ist der Anfang der meisten erzählten Geschichten. Oder sollte das zumindest sein. Gründliche Sichtung und Auswertung des vorhandenen Materials, die Erkenntnisse in einer Reihenfolge anordnen, Schwerpunkte setzen, Seitenlinien eröffnen, die Stringenz der Geschichte dabei nicht aus den Augen verlieren und den Weg zurück zur Hauptgeschichte wiederfinden. In der heutzutage inflationär um sich greifenden Kultur so genannten „storytellings” geht solide Recherche oft unter. Auch das schönste Bild wird fad, wenn sich mit ihm keine Botschaft verknüpft. Die Geschichte ist immer der Boss. Immer! Ausnahmen gibt es nicht.

Und um die Geschichte solide aufzubauen, gehört solide Recherche ganz an den Anfang. Dann dürfen sich dramaturgische Idee und visuelle Phantasie zügig dazugesellen.
Also: Fangen wir an!

Recherche schaut unter die Oberfläche

Zugegeben: Recherche bereitet mir außerordentlich großes Vergnügen. Die Sujets sind mir (fast) alle gleich lieb. (Ans im Boulevard-Journalismus so beliebte „Witwenschütteln” konnte ich mich freilich nie gewöhnen.) Ob Astrophysik, ob Musikgeschichte, ob Anekdoten aus der Reformationszeit oder Ornithologie des frühen 19. Jahrhunderts, ob Kräuterbücher der Renaissance oder die Botanik im Hohelied, ob gesellschaftliche Nischen oder Nischengesellschaften, ob Sterneküchen oder Walzwerke. Ich kann im Befragen und Forschen nach Tatsachen, Daten, Ursachen und Folgen sowie dem Aufspüren von illustrierenden Bildern keine mühselige Arbeit, sondern eigentlich nur reines Vergnügen erkennen. Seit je fühle ich mich in Bibliotheken und Archiven genau so wohl wie in Schlosserwerkstätten, in Weinbergen oder Wunderkammern. Ich durchforste Berge von Papier und alte Museumsdepots, erkenne dabei erkenntnisreiche Querbezüge zwischen den Zeilen und den Dingen sowie allerlei anekdotisches, was einen Film erheblich verbessern kann. Sowohl in meiner Arbeit als schreibender Autor wie auch als Filmemacher sind mir die Herausforderungen, durch Recherche und Selberdenken komplexe Zusammenhänge herauszuarbeiten, technik-, wirtschafts-, wissenschafts-, kunst- oder sozialgeschichtliche Themen verständlich aufzubereiten wahre Freude.

Alles begann vor mehr als 25 Jahren mit einem biographischen Text über Franz Schubert und den Textdichter seiner Liederzyklen „Die schöne Müllerin” und „Die Winterreise” (wer jetzt an Georg Kreislers ironische Empfehlung „Schreiben Sie ein Buch über Schubert” denkt, liegt da gar nicht falsch.)

Recherche ist das Kernelement des filmischen Erzählens, weil hier die Antworten auf die entscheidenden Fragen Was? Wann? Warum? Wie? Wo? gestellt und beantwortet werden. Man sollte diese Herangehensweise nicht auf die leichte Schulter nehmen. Schließlich fügen sich eben jene Antworten idealerweise zu einem konsistenten Ganzen zusammen, offenbaren einen Sinn, formulieren eine Botschaft ans Publikum. Möglicherweise gründet sich in meiner leidenschaftlichen Beschäftigung mit Recherche auch meine tief sitzende Abneigung gegen das Wort „Imagefilm”. Schließlich insinuiert schon dieses Wort, dass es hierbei nur um die Darstellung einer Oberfläche, nicht aber um die Vermittlung von Sinn und Inhalt, geschweige denn Botschaft geht. Im günstigsten Fall beantwortet ein Imagefilm Fragen nach dem Was, dem Wo, möglicherweise nach dem Wann. Jedoch halten Imagefilme die Antworten auf das Warum und auch das Wie in den meisten Fällen vor dem Publikum zurück.

Wohin Recherchen führen

Meine Recherchen führen freilich meistens zu filmischen Erzählungen. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass die Erkenntnisse, die ich aus einer Recherche gewinne, Bilder, Ereignisse, Menschen miteinander vernetzen. Das führte schon so manches Mal zu Ausstellungen in Museen oder in Vortragsveranstaltungen, einmal entstand als Ergebnis meiner Recherche ein kulinarisches Ereignis für vinophile Feinschmecker. Weil: Recherche kann nicht als Theorie verharren. Die Erkenntnisse von Recherche erlebbar zu machen, sehe ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben.